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    Ich wollte es nur gesagt haben.

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    Joachim Löw, Bundestrainer der Fußballnationalmannschaft, soll also das Bundesverdienstkreuz bekommen? Und alle wundern sich darob, seit wann man nur seinen Job zu machen braucht, um es zu bekommen. Ich möchte an dieser Stelle nur darauf verweisen, daß auch Jürgen Klinsmann nach dem dritten Platz bei der WM 2006 das Bundesverdienstkreuz bekam.

    Was mich an der Sache deutlich mehr stört, ist die Art der Verkündung: Der Bundespräsident sitzt in der Pressekonferenz des DFBs. Vielleicht liegt es ja an mir, aber da gehört der einfach nicht hin. Vielleicht ist auch nur an mir vorbeigegangen, aber saß irgendein Vorgänger Wulffs schon mal bei einer solchen Pressekonferenz mit am Tisch?

    Ich kann mir keinen der letzten Bundespräsidenten an dieser Stelle vorstellen. Das paßt irgendwie nicht so recht zu Profil, Rolle und Würde des Amtes. Nur Wulff muß sich da wieder ins Rampenlicht drücken. Andererseits, vielleicht liegt es auch nur daran, daß ich solche Schleimer wie Wulff nicht abkann …?

    Nein, ich kann mir einen Köhler, Rau oder Herzog da einfach nicht vorstellen.

    Heute morgen mußte ich bei Alex folgendes lesen.

    Mein besonderer Dank gilt der Linken, dass ihr populistisch Stammtisch-Politik macht – daran habt ich mich ja gewöhnt. Aber mit diesem Kindergartenverhalten, habt ihr Euch wirklich als absolut unwählbar bewiesen. Das ist nicht “der eigenen Linie treu bleiben”, sondern falsches Demokratieverständnis. Ihr würdet sicherlich auch keinen Diktator verhindern, weil er der Gegenkandidat nicht zur eigenen Linie passt.

    Ich muß leider sagen, daß das ganze schlicht Unsinn ist. Weder ist Wulff ein Diktator, der verhindert werden müßte, noch ist Gauck der Heilsbringer, dem man sich nur aus niederen Beweggründen verschließen könnte.

    Es fehlt keiner der klassischen (und ich sage bewußt nicht populistischen, weil dieses eben eines der Wörter ist, die im politischen Diskurs am häufigsten mißbraucht werden. Wäre die Politik mehr Usenet, gäbe es dazu schon längst ein Law.) Vorwürfe an den politischen Gegner: Kindergartenverhalten, Populismus und falsches Demokratieverständnis.

    Fragt euch bitte einfach mal, wie Piratenabgeordnete abgestimmt hätten, hätte der Gegenkandidat nicht Gauck, sondern von der Leyen geheißen! Da hätte es aber unter Garantie auch jede Menge Kindergartenverhalten, Populismus und falsches Demokratieverständnis gegeben.

    Und ja, auch mir wäre Gauck durchaus lieber gewesen; und ja, auch ich stehe den Linken sehr skeptisch gegenüber; aber: Ich kann sehr gut verstehen, warum für die Linken Gauck ebenso unwählbar ist wie Wulff. Und dieser Unwählbarkeit haben sie mit ihren Enthaltungen Rechnung getragen.

    Alex ist jedoch nicht der einzige, der so argumentiert. (Beck argumentiert z. B. auch gerne so; übrigens auch gegen die Piratenwähler.) Die Argumentation funktioniert folgendermaßen:

    Gruppe B: “Wir sind gegen A und ihr seid gegen A, also müßt ihr auch für unser B stimmen!” Daß aber Gruppe C genauso gegen B wie gegen A ist, ist dabei völlig schnurz. Damit kann man schön Gruppe C den Schwarzen Peter zuschieben und seine eigenen Hände in Unschuld waschen.

    Die einzigen jedoch, die Schuld sind, daß A gewählt wurde, sind die, die für A gestimmt haben. Denn merke: Bei Wahlen wird abgestimmt was wir wollen, nicht, was wir nicht wollen. Drehen wir das um, bekommen wir nicht den Besten für den Job, sondern nur das kleinste gemeinsame Übel.

    Zu diesem Sturm der Idiotie im Schnappsgläschen sage ich besser hier nichts mehr. Ich habe mich darüber über Twitter lustig gemacht und bei Kaliban dazu kommentiert:

    Uns 80 Millionen Deutsche trennt eben nichts so sehr wie die gemeinsame Sprache.

    Es zeigt sich ganz deutlich, daß es Gegenden in Deutschland gibt, in denen dies eine völlig normale und total unauffällige Redewendung ist; und daß es Gegenden gibt, in denen man das noch nie gehört hat.

    Und je nachdem woher man kommt, hat man entweder Schaum vor dem Mund wegen dieses Nazisprechs oder faßt sich wegen dieses unnötigen Aufstandes nur fassungslos an den Kopf.

    Das Mißverständnis (das ja erstmal auf beiden Seiten vorhanden ist) könnte/konnte man schnell aufklären. Bleiben dann nur eben die Leute […], die ihren Regiolekt zum allgemeinen Standard erheben und meinen, was sie nicht kennen, gebe es auch nicht.

    Ich verweise jedoch noch explizit auf den Blogbeitrag von Jens, der es nicht passender hätte sagen können:

    Allerdings ist das viel größere Problem ein ganz anderes: Daß es so viele Leute gibt, die mit einer sture Ignoranz, gemischt mit Hysterie und einem ordentlich stinkenden Haufen Selbstgerechtigkeit herumlaufen. Statt mit Hirnen.

    Heute dürfte ja so langsam die ersten Not-my-president-Shirts bei den Leuten eintrudeln. (Vielleicht auch schon die ersten gestern?) Der Drops scheint ja jetzt gelutscht zu sein. Ist damit ja doch irgendwie dumm gelaufen. Man muß aber auch nicht immer gleich auf die erste Sau aufspringen, die die Medien mit Bezug auf »innere Kreise« durchs Dorf treiben. ;-)

    Das Urteil gegen Tauss ist kaum gesprochen, da wird er auch schon öffentlich entfolgt und zum Parteiaustritt animiert. Aber warum auf einmal? Kamen im Laufe des Prozesses neue Fakten auf den Tisch? Wurde doch deutlich mehr Material gefunden oder hat er gar gestanden, das Material doch aus Eigeninteresse gesammelt zu haben?

    Nein, nichts dergleichen, das Gericht hat ihn nur schuldig gesprochen. Es ist derzeit noch nicht mal klar, ob das Gericht im seine Recherche geglaubt hat und ihn nur nicht für Berechtigt dazu hielt, oder ob sie ihm privates Interesse unterstellen. Die einen sagen so, die anderen so.

    Es hat sich nichts an der eigentlichen Antwort auf die Frage geändert, ob er »ein pädophiles Schwein« ist, oder ein (arroganter) in diesem Fall naiv-dumm agierender Politiker. Es gibt keinerlei neuen Fakten, die die Waagschale sich in die eine oder andere Richtung neigen ließe.

    Das einzige, das sich geändert hat, ist, daß das Feigenblatt der Unschuldsvermutung gefallen ist. Man kann seine Hände nicht mehr in Unschuld waschen, wenn mit ihm spielen will; man kann nicht mehr den moralisch überlegenen geben, der Tauss ja nur verteidigt, weil er ja noch nicht schuldig gesprochen wurde und damit als unschuldig zu gelte habe. (Da das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, hat sich an dem Punkt eigentlich nichts geändert.)

    Nein, jetzt heißt es Farbe bekennen: glaubt man ihm, oder glaubt man ihm nicht? Und da ist es dann doch viel einfacher diese Entscheidung einem Gericht zu überlassen. Spricht es ihn schuldig, wie geschehen, ist er eben wirklich pädophil, man hat es immer gewußt – aber die Unschuldsvermutung galt eben auch für ihn – und er gehört weg; spricht es ihn frei, hat er wirklich nichts getan, man hat ihm ja schon immer geglaubt und die anderen hätten besser daran getan ihn – zumindest pro Forma – für unschuldig zu halten.

    Ja, ich gebe zu, ich glaube ihm. Ich gebe ihm auch völlig recht, wenn er sagt, daß die Legislative von der Executiven unabhängig recherchieren (können) muß. Ob es der einzelne Abgeordnete dürfen sollte, ist fraglich. Nichtsdestoweniger glaube ich ihm. (Und ihr könnt mich da auch gerne für naiv halten.)

    Was ich von euch feigenblattlosen Fähnchen im Wind da draußen halte, sage ich jedoch lieber nicht. Allenfalls nur das: nicht viel!

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