Ich habe heute endlich mal ein brauchbares Norwegischwörterbuch gekauft. Hauptnachteil des Buches ist, daß es kein Norwegisch-Deutsch/Deutsch-Norwegisch-, sondern ein Deutsch-Norwegisch/Norwegisch-Deutsch-Wörterbuch ist. Sprich: es ist von Norwegern für Norweger. Das bringt durchaus einige Nachteile mit sich: deutsche Kurzgrammatik, Tabellen deutscher starker Verben und keine Angaben zu Genera der norwegischen Substantiva oder zur Flexion norwegischer Verben ect.

Dennoch ein sehr gutes Wörterbuch, das besser ist als seine deutschen Gegenstücke. Es finden sich auch Kästen im Wörterbuch, wo darauf aufmerksam gemacht wird, daß ein deutsches Wort je nach Genus eine andere Bedeutung haben kann. In einem solchen Kasten wird auch auf den Unterschied zwischen der Wurm und das Wurm eingegangen. DAS Wurm?

Nie gehört! Laut norwegischer Übersetzung ist das Wurm »en liten stakkar« also ‘ein kleiner armer (Kerl)’. Mmhh … trotzdem nie gehört. Also alles, was ich an deutschen Muttersprachlern greifbar habe – was zugegebener Maßen derzeit recht wenige sind – gefragt: Keiner hat das je gehört. Und was macht man in einem solchen Falle? Richtig, man fragt Papa Grimm. Der sagt zum Wurm:

[…] genus (s. GRIMM dt. gramm. 3, 362): neben die ursprüngliche und auch in jüngster zeit durchaus vorherrschende verwendung als m. stellen sich seit dem beginn des 19. jhs. einzelne fälle n. gebrauchs. sie bleiben auf wurm in der übertragenen, mitleidig-affektischen verwendung ‘armseliges, hilfloses geschöpf (kind)’ beschränkt (wofür im übrigen vielfach auch das m. eintritt) und dürften unter der einwirkung n. synonyme wie etwa kind, wesen, geschöpf stehen […]

Aha, dennoch bleibe ich dabei: Nie gehört. Und daher frage ich mich dann schon, was das in einem Wörterbuch aus dem Jahre 2003 zu suchen hat? Oder gibt es Deutschland wirklich irgendwo eine Gegend in der man (noch) das Wurm sagt? Aber selbst wenn, gehört das deshalb gleich in ein Wörterbuch für fremdsprachige Schüler bzw. Studenten?

Ich weiß ja nicht, ich weiß ja nicht.

[Ich hörte gerade: »All Souls Night« von Loreena McKennitt]