Das Urteil gegen Tauss ist kaum gesprochen, da wird er auch schon öffentlich entfolgt und zum Parteiaustritt animiert. Aber warum auf einmal? Kamen im Laufe des Prozesses neue Fakten auf den Tisch? Wurde doch deutlich mehr Material gefunden oder hat er gar gestanden, das Material doch aus Eigeninteresse gesammelt zu haben?
Nein, nichts dergleichen, das Gericht hat ihn nur schuldig gesprochen. Es ist derzeit noch nicht mal klar, ob das Gericht im seine Recherche geglaubt hat und ihn nur nicht für Berechtigt dazu hielt, oder ob sie ihm privates Interesse unterstellen. Die einen sagen so, die anderen so.
Es hat sich nichts an der eigentlichen Antwort auf die Frage geändert, ob er »ein pädophiles Schwein« ist, oder ein (arroganter) in diesem Fall naiv-dumm agierender Politiker. Es gibt keinerlei neuen Fakten, die die Waagschale sich in die eine oder andere Richtung neigen ließe.
Das einzige, das sich geändert hat, ist, daß das Feigenblatt der Unschuldsvermutung gefallen ist. Man kann seine Hände nicht mehr in Unschuld waschen, wenn mit ihm spielen will; man kann nicht mehr den moralisch überlegenen geben, der Tauss ja nur verteidigt, weil er ja noch nicht schuldig gesprochen wurde und damit als unschuldig zu gelte habe. (Da das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, hat sich an dem Punkt eigentlich nichts geändert.)
Nein, jetzt heißt es Farbe bekennen: glaubt man ihm, oder glaubt man ihm nicht? Und da ist es dann doch viel einfacher diese Entscheidung einem Gericht zu überlassen. Spricht es ihn schuldig, wie geschehen, ist er eben wirklich pädophil, man hat es immer gewußt – aber die Unschuldsvermutung galt eben auch für ihn – und er gehört weg; spricht es ihn frei, hat er wirklich nichts getan, man hat ihm ja schon immer geglaubt und die anderen hätten besser daran getan ihn – zumindest pro Forma – für unschuldig zu halten.
Ja, ich gebe zu, ich glaube ihm. Ich gebe ihm auch völlig recht, wenn er sagt, daß die Legislative von der Executiven unabhängig recherchieren (können) muß. Ob es der einzelne Abgeordnete dürfen sollte, ist fraglich. Nichtsdestoweniger glaube ich ihm. (Und ihr könnt mich da auch gerne für naiv halten.)
Was ich von euch feigenblattlosen Fähnchen im Wind da draußen halte, sage ich jedoch lieber nicht. Allenfalls nur das: nicht viel!